In Serbien wurden im Laufe des vergangenen Jahres nur 13 Einwilligungen zur Organspende erteilt, wodurch 32 Menschenleben gerettet wurden.
Manchmal bringt das Leben schwierige Herausforderungen mit sich, ein tiefes Gefühl der Hilflosigkeit, die Erkenntnis, dass das Leben zu Ende geht, dass es aus einem wie Sand aus einer Sanduhr herausläuft und die Tage verwandeln sich in einen nie endenden Strudel aus Angst und Erwartung, Hoffnungslosigkeit, Hoffnung.
„Der Kampf um die Genesung von Patienten, die auf eine Organtransplantation warten, ist ein Kampf um das bloße Leben. Wenn man erfährt, dass die Transplantation die einzige Rettung ist, wenn man weiß, dass Serbien in Bezug auf die Anzahl der Organspender ganz unten auf der Liste steht, wenn man sich bewusst ist, dass sein Leben vom Bewusstsein und der Barmherzigkeit der Menschen, die eine Tragödie des Verlustes eines geliebten Menschen erlebt haben und ihrer humanen Bereitschaft, eine Organspende zu erlauben, abhängt, dann verwandeln sich seine Tage in Qual, in Angst, dass man seine Chance nicht bekommt, besonders, wenn es sich um eine Lebererkrankung handelt, denn für die Nieren kann Dialyse eine Lösung sein, am Herz können mechanische Unterstützungen wie eine „Brücke“ bis zur Transplantation eingebaut werden, aber bei einer Lebererkrankung ist man ein „Verurteilter“. Nicht nur, dass man sich unwohl fühlt, sondern sieht jeden Tag immer schlechter aus und es ist furchtbar schwierig nicht nur für Patienten, sondern für seine ganze Familie“, erinnert sich Mladen Todic aus Pozarevac an seine schwierige Erfahrung, die er persönlich durchgemacht hat.
Unwissenheit und Vorurteile
Mit nur einer Gewebespende können mehr als 50 Menschenleben gerettet werden. Leider ist das Bewusstsein für die Bedeutung der Organspende in Serbien auf einem sehr niedrigen Niveau.
„Der Widerstand ist riesig. Unsere Leute verbinden Transplantation mit Organhandel und verschiedenen Verschwörungstheorien. Ein unzureichender Informationsstand erzeugt Widerstand, Ängste und Vorurteile. Deshalb müssen wir alle gemeinsam, Patienten, Ärzte, Lehrer, Kirche, Medien dazu beitragen, dass die Organspende kein Tabuthema mehr wird. Unsere Leute sind menschlich und haben es unzählige Male bewiesen. Es ist wichtig, dass man sie mit dem Transplantations- Organspendensystem vertraut macht, ihnen erklärt, dass die Ärzte, sie sich mit diesem Zweig der Medizin befassen, Spitzenexperten sind, dass ihnen der Unterschied zwischen Koma und Hirntod erklärt wird, was den größten Irrtum in der breiten Öffentlichkeit und eine Quelle von Widerständen und unrealistischen Ängsten darstellt“, erklärt unser Gesprächspartner.
In Serbien werden Leber-, Nieren- und Herztransplantationen durchgeführt, aber neben Organtransplantationen werden auch Hornhauttransplantationen und Knochenmarktransplantationen mit großem Erfolg durchgeführt.
„Im März 2014 wurde ich auf eine Warteliste für eine Lebertransplantation aufgenommen. Im Jahr 2015 wurde ich viermal eingeladen, aber immer wieder nach Hause geschickt, weil ein anderer Patient mit dem Spender besser kompatibel war oder weil er sich in einem kritischeren Zustand befand. Und dann kam es bei mir zu einer plötzlichen Verschlechterung, Die Zeit verging, es gab keinen Spender“, erzählt Mladen Todic von seinem dramatischen Erlebnis.
„Und dann gab am 14. Oktober 2016 ein humaner und edler Mensch sein Einverständnis für die Spende von Organen seines verstorbenen Sohnes und sagte dadurch ein großes „JA“ für mein Leben. Es vergeht kein Tag, ohne dass ich an meinen Spender und seine Familie denke. Statt eines Punktes, setzten sie ein Komma vor meinem Leben, sie ermöglichten meiner Tochter Nina, neben ihrem Vater aufzuwachsen und verhinderten, dass meine Frau Tamara Witwe wird. Heute stehe ich im Kontakt mit der Familie meines Spenders. Sie kontaktierten mich über soziale Netzwerke und fragten, ob es mir gut geht. Was ich über meinen Spender und seinen verstorbenen Sohn erfahren habe, bedeutet mir viel, besonders ein Bild von ihm, das sie mir geschickt haben. Und es vergeht kein Tag, ohne dass ich mich bei ihm, meinem Spender, bedanke. Am Gedenkgottesdienst zünde ich in der Kirche immer eine Kerze für ihn an“.
Für jemandes neuen Atem
Mladen ist heute ein gesunder, geschäftsaktiver Mensch, der auch Sport treibt. Mit seinen „Mitkämpfern“, Transplantationspatienten aber auch denjenigen, die auf eine Transplantation warten, hat er den Verein „Gemeinsam für ein neues Leben“ gegründet und betont:
„Ein Spender kann bis zu acht Leben retten und verlängern und acht Familien zusammenhalten, was ein Maß für die Menschlichkeit der Organspende ist. Deshalb versuchen wir schon sieben Jahre durch verschiedene Aktivitäten, unseren Bürgern die Bedeutung der Organspende näherzubringen. Wir haben unter anderem über 20 öffentliche Paneldiskussionen organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater das Stück „Das Leben ist das größte und schönste Wunder“ auf einer kleinen Bühne inszeniert und sind auch Teil der Kampagne der Stiftung Hemofarm unter dem Titel „Der wichtigste Anruf im Leben“, an der 15 unserer Mitglieder teilnehmen. Nicht selten werde ich gefragt, warum ich so viel Zeit diesem Aktivismus widme. Ich antworte, dass es daran liegt, dass jemand im Oktober 2016 für mich viel mehr getan hat, dass er mir und meiner Familie Leben und Glück geschenkt hat.“
In Serbien warten derzeit 2.000 Menschen auf eine Organtransplantation.