Recht auf schmerzfreies Leben
Im 21. Jahrhundert darf kein Patient unter Schmerzen leiden. Er hat das Recht darauf, seine Tage in Ruhe und nicht im Leiden zu verbringen, egal wie schwer oder fortgeschritten seine Krankheit ist. Daher ist die Entwicklung der Schmerzmedizin als neuer Zweig der Medizin von außerordentlicher Bedeutung.

Schmerz ist das häufigste Symptom, dem man während seines Lebens begegnet. Bis zu 50 Prozent der erwachsenen Patienten sucht einen Arzt wegen Schmerzgefühl auf. Dauern die Schmerzen länger als drei Monate, dann spricht man von chronischen Schmerzen, welche dann nicht mehr ein Symptom der Krankheit sind.

„Wenn der Schmerz lange anhält, verursacht er nicht nur körperliches, sondern auch schweres geistiges Leiden. Solche Schmerzen gefährden die normale Funktion aller Organe und Organsysteme, zerstören die psychische Stabilität des Patienten und verändern sein soziales Verhalten. Dann geht es nicht mehr um ein Symptom, sondern um eine Krankheit für sich”, erklärt Prof. Dr. Nebojša Lađević, Anästhesist und Direktor des Zentrums für Anästhesiologie und Reanimatologie von KCS (Klinisches Zentrum Serbiens), im Rahmen dessen auch das Lehr- und Beratungszentrum für Schmerztherapie tätig ist.

Ohne Schmerzen soll es sein

Chronische Schmerzen werden heute als autonome Krankheit untersucht, die bei einer Reihe von Zuständen auftritt, wie rheumatologische und neurologische Erkrankungen, Diabetes, AIDS, bösartige Erkrankungen. Heutzutage nehmen chronische Schmerzen epidemische Ausmaße an, trotzdem werden sie bei uns noch immer unzureichend geschätzt und behandelt.

„Unsere Leute sind bereit, sehr lange unter Schmerzen zu leiden. Es gibt sogar Ärzte, die den Patienten erklären, dass es normal ist, dass sie im Krankenhaus Schmerzen haben, weil das serbische Wort für Krankenhaus „bolnica“ ist (serbisch: bol – Schmerz, bolnica – Krankenhaus). Daher ist es notwendig, alle Ärzte und Krankenschwester sowie Techniker dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, Schmerzen richtig zu beurteilen und zu behandeln.

Heutzutage darf kein Patient unter Schmerzen leiden. Zu diesem Zweck führt die serbische Vereinigung für Schmerztherapie Schulungen durch und macht bei großen Projekten mit, die von der Europäischen Anästhesisten-Vereinigung und der Europäischen Föderation für Schmerztherapie geleitet werden”, sagt Prof. Dr. Nebojša Lađević, der auch Präsident der serbischen Vereinigung für Schmerztherapie ist.

Die weltweiten Trends sind auch in unserem Land präsent

In Serbien wird aktiv daran gearbeitet, der modernen weltweiten Trends im Bereich Schmerzmedizin zu folgen. Das multidisziplinäre Lehr- und Behandlungszentrum für Schmerzbehandlung von KCS, wo Patienten mit starken anhaltenden Schmerzen Erleichterung für ihre Leiden finden, ist ein Beispiel dafür. In Übereinstimmung mit dem europäischen Behandlungskonzept arbeiten dort Anästhesisten, Physiater, Neurochirurgen und Psychiater zusammen. Es ist mit Geräten für komplexesten Interventionsverfahren ausgestattet, die nur hier durchgeführt werden. Der Bedarf an Schmerztherapie wächst jedoch rapide in ganz Serbien.

„Es wurden Ambulanzen und Lehr- und Beratungszentren für Schmerzbehandlung eingerichtet und es wird täglich an der Ausbildung von Ärzten gearbeitet. Die Kenntnis über die Beurteilung von Schmerzen, ihre Art und Intensität sowie ihre richtige Behandlung ist für jeden Arzt von unschätzbarer Bedeutung. Im vierten und fünften Studienjahr an der medizinischen Fakultät wurden Wahlfächer im Bereich Schmerzmedizin eingeführt, es wurde Subspezialisierung der Schmerzmedizin eingerichtet und nun kommt die sechste Generation der Subspezialisten. Es ist notwendig, die Ausbildung weiterzuentwickeln, besonders im Bereich sehr komplexen Interventionsverfahren, wo uns Experten fehlen”, erklärt Professor Lađević.

Neue Therapien sind noch effektiver

Die Schmerzmedizin entwickelt sich in den USA und in westeuropäischen Ländern als separater Zweig der Medizin und sie sollte fast alle andere Zweige der Medizin unterstützen. In den meisten europäischen Ländern gibt es eigenständige Schmerzkliniken, die für Diagnostik und Behandlung von chronischen Schmerzen spezialisiert sind. Auch wenn es keine Arzneimittel für die Heilung schwerer Krankheiten gibt, sind heute Arzneimittel vorhanden, die solchen Patienten das Leiden lindern können. Dies wird entweder durch Anwendung von Betäubungsmitteln oder Pflastern erreicht oder durch Einsatz eines Interventionsverfahrens.

„Neue Arzneimittelgenerationen bieten bessere Wirksamkeit bei der Behandlung und reduzieren die Nebenwirkungen, was für unsere Patienten sehr wichtig ist. Eines der Arzneimittel, das erhältlich sein wird und von dem wir viel erwarten, ist Tapentadol, ein Arzneimittel mit einer neuen Wirkungsweise. Dieses Medikament hat zweifache Wirkung: als Betäubungsmittel für starke Schmerzen und auch als Schmerzmittel für neuropathische Schmerzen und insgesamt hat es wenige Nebenwirkungen, so dass sein Sicherheitsprofil hoch ist. Heutzutage können wir nicht zulassen, dass die Patienten unter Schmerzen leiden, unabhängig davon, was die Ursache für diese Schmerzen ist”, sagt Prof. Dr. Nebojša Lađević.