Die COVID-19-Pandemie hat Allgemeinmediziner auf die erste Linie der Triage, Behandlung und Unterstützung von Kollegen in temporären Covid-Krankenhäusern gebracht. Ohne ihre Gesundheit oder ihr Leben zu schonen, haben sie professionell, mutig und verantwortungsbewusst bewiesen, dass sie das Vertrauen ihrer Patienten und ihren Beruf verdienen.
Covid-Ambulanzen von Gesundheitszentren in ganz Serbien sind wieder voll. Wir sprechen mit Prim.Dr. Dragana Trifunović Balanović, die seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich das Gesundheitszentrum „Zvezdara“ leitet.
„Aus einer Startposition, die wie eine Mattposition schien, handelten wir langsam, trafen gute Entscheidungen, indem wir Außendienstmitarbeitern zuhörten und die Anweisungen und Protokolle des Instituts „Batut“ und des Gesundheitsministeriums befolgten, übernahmen nicht nur Covid-Patienten, sondern trennten auch gesunde von potenziell Infizierten, betreuten wir gleichzeitig Schwangere, Kinder und eine Reihe von abrupt entlassenen Nicht-Covid-Patienten aus Krankenhäusern, die dringend in Covid-Krankenhäuser umgewandelt werden mussten. Krankenschwestern und Ärzte wurden über Nacht zu tapferen Kämpfern und setzten sich in Schutzanzügen mit einer unbekannten Krankheit auseinander. Es war eine Herausforderung, die Ausrüstung zu beschaffen und dann sie adäquat einzusetzen sowie die Mitarbeiter schnell über eine Reihe von Neuheiten im Notfall zu belehren. Niemand zog sich zurück, niemand war krankgeschrieben. Die jungen weiterbildenden Ärzte haben ihren Kollegen geholfen und wir haben alle zusammengearbeitet”, erzählt unsere Gesprächspartnerin mit Stolz.
Auch in den schwierigsten Phasen der Pandemie erhielt jeder Patient die erforderliche Dienstleistung.
„Wir haben keine Patienten zurückgeschickt, wir haben nicht gefragt, zu welchem Gesundheitszentrum sie gehören, ob sie eine Krankenversicherungskarte haben oder nicht. Wir behandelten Verletzungen, Bisse von Hunden und Insekten, pflegten die Verletzten und wenn nötig brachten Kinder zur Welt, besuchten Neugeborene, besuchten Menschen in Heimbehandlung im Endstadium der Krankheit, versuchten alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unmögliche Umstände für alle unsere Patienten normaler zu machen“, ergänzt Prim. Dr. Trifunović Balanović.
Und wie viel Wissen braucht ein Arzt, um all dies zu tun?
„Die Weiterbildung für Allgemeinmedizin dauert vier Jahre und man muss alles wissen. In drei Minuten muss man eine Arbeitsdiagnose stellen, um zu wissen, ob der Patient, der sich seine Brust hält, stirbt, Sodbrennen hat oder nur eine Panikattacke hat. Und das alles mit sehr wenigen Diagnosemöglichkeiten. Im Krankenhaus gibt es ein ganzes Beraterteam, eine schlagkräftige Diagnostik, einen gewissermaßen bereits untersuchten Patienten. Daher ist die Spezialisierung der Allgemeinmedizin anspruchsvoll, schwierig, verantwortungsvoll und doch in der Gesellschaft so wenig anerkannt. Gerade die schwierigsten Situationen wie diese erinnern uns daran, wie viel ein Allgemeinmediziner weiß und wert ist.
Primarius Dr. Dragana Trifunović Balanović ist nicht nur eine erfolgreiche Ärztin und Leiterin des Gesundheitszentrums „Zvezdara“, sondern auch Mentorin und Dozentin an der Fakultät sowohl in Grund- als auch in Aufbaustudiengängen.
„Ich sage meinen Studenten immer, dass wenn man sich für den Arztberuf entschieden hat, muss man immer Zeit für den Patienten haben. Die Ausrede „Ich hatte keine Zeit“ darf keine Entschuldigung für das menschliche Leben sein. Es ist eine besonders große Herausforderung, den Risikofaktor bei einem scheinbar gesunden Menschen zu bestimmen, wenn sich die Krankheitssymptome noch nicht manifestiert haben. Die Krankheit im frühesten Stadium feststellen, bis sie sich noch nicht am klinischen Horizont manifestiert hat. Diese Art der Prävention steht uns Ärzten in der primären Gesundheitsversorgung zur Verfügung und ist ein sehr wichtiger Arbeitsbereich, da wir rechtzeitig reagieren können, die Patienten bezüglich ihres Verhaltens, Essgewohnheiten und körperliche Aktivität aufklären, welche zusätzliche Untersuchungen sie machen müssen um die Erkrankung zu verhindern oder das Auftreten von Komplikationen zu verzögern", so unsere Gesprächspartnerin.
Und zum Schluss, wie sehr hat die Pandemie Ihre Rolle der Leiterin von Gesundheitszentrum „Zvezdara“ erschwert?
„Es ist einfach, der Erste unter Gleichen zu sein. Es ist wichtig, dass man seinen Kollegen zuhört. Die Herausforderung bestand darin, Patienten zu schützen, Mitarbeiter zu schützen, sie richtig zu verteilen, damit alle gleichmäßig belastet werden. Niemand hat sich jemals beschwert. Ob es besser hätte sein können, na klar, immer, aber ich bin sehr stolz auf meine Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ihre Entscheidungen, ihr Fachwissen, ihren Einsatz für die Arbeit und möchte ihnen ein großes Dankeschön aussprechen. Man kann kein guter Arzt sein, wenn man kein guter Mensch ist. Wenn man Menschen liebt, liebt man seine Patienten und sie spüren das. Auch wenn sie manchmal sauer auf uns sind, wissen sie sehr gut, dass wir immer für sie da sind.”, sagt Prim.Dr. Dragana Trifunović Balanović.