Plötzliche Wetterveränderungen erhöhen das Schlaganfallrisiko
Hohe Temperaturen und vor allem plötzliche Wetterveränderungen, die sich auf den arteriellen Druck auswirken, können das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko erhöhen. Besondere Vorsicht ist bei chronischen Patienten und älteren Menschen geboten.

In Serbien erleiden jedes Jahr rund 25.000 Menschen einen Schlaganfall, von denen ein Drittel stirbt, ein Drittel nicht mehr in der Lage ist, ein selbständiges Leben zu führen und nur etwa 7-8.000 Patienten können zu ihren früheren Aktivitäten zurückkehren. Leider sind mehr als 20% der Erkrankten jünger als 45 Jahre. Die Zahl der kranken Personen nimmt ständig zu und immer jüngere Menschen leiden daran. Wie entsteht ein Schlaganfall?

„Ein Schlaganfall ist eine Schädigung eines Teiles des Gehirngewebes, die aufgrund der Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn durch ein Blutgerinnsel entsteht, das ist ein ischämischer Schlaganfall, oder aufgrund des Bruches eines Blutgefäßes und der Blutung in Gehirngewebe oder Hirnhaut, das ist ein hämorrhagischer Schlaganfall. Bei ¾ der Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, finden wir den Hypertonie als wesentlichen Risikofaktor. Deshalb ist es wichtig, Bluthochdruck rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, erhöhten Cholesterinspiegel und Übergewicht zu senken, sowie mit dem Rauchen und Alkoholmissbrauch aufzuhören”, warnt Dr. Danijela Stanišić Srdić, Spezialistin für klinische Pharmakologie und Leiterin des Rx-Portfolios für Westbalkan bei Hemofarm.

Inwieweit können die Hitzewellen und plötzliche Wetterveränderungen das Schlaganfallrisiko erhöhen?

„Ein Aufenthalt im Freien in der heißesten Zeit des Tages, wenn die Temperaturen 30 Grad Celsius überschreiten, ist selbst für gesunde Menschen nicht zu empfehlen und besonders nicht für chronisch kranke und ältere Personen. An heißen Tagen ist es äußerst wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Sonst kann es zu einem Elektrolytverlust kommen, was ein Auslöser der Arrhythmie und Schlaganfalls sein kann. Dass hohe Temperaturen mit einem höheren Schlaganfallrisiko verbunden sind, haben die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie aus dem Klinikum Augsburg bestätigt. Während eines Zeitraums von 14 Jahren (2006-2020) wurden im genannten Krankenhaus die Daten von Patienten mit einem Schlaganfall analysiert, wobei es bemerkt wurde, dass bei der Mehrheit, 11.037, ein Schlaganfall eben in den Monaten mit den höchsten Temperaturen aufgetreten ist, ab Mai bis Mitte September“, sagt unsere Gesprächspartnerin.

Die Studien deuten darauf hin, dass es auch einen Zusammenhang zwischen plötzlichen Wetterveränderungen und dem Schlaganfallrisiko gibt. Aus der berühmten Mayo-Klinik warnen davor, dass das Aussetzen dem plötzlichen Temperaturabfall das Risiko eines Schlaganfalls durch die Veränderung der Blutviskosität und die Blutdruckschwankungen erhöht.

„Der Blutdruck ist im Winter generell höher und im Sommer niedriger. Niedrige Temperaturen verursachen eine vorübergehende Verengung der Blutgefäße, so dass mehr Druck erforderlich ist, damit sich das Blut durch die verengten Blutgefäße bewegt. Unsere Blutgefäße reagieren bei allen plötzlichen Wetterveränderungen. Ebenfalls sind plötzliche Temperaturunterschiede gefährlich, wenn man an heißen Tagen stark klimatisierte Räume betritt, was bei uns recht häufig der Fall ist, so betritt man aus einer Außentemperatur von 35 Grad die auf 18 Grad gekühlten Räume, solche Übergänge können gefährlich für das Auftreten von vor allem Herzinfarkt, aber auch Schlaganfall sein”, warnt Dr. Stanišić Srdić.

Die Schlüsselrolle der Prävention

Der Schlaganfall ist die erste Ursache der Behinderung in der Welt und in unserem Land und die Hauptursache der Demenz. Neben Bluthochdruck, was sind noch die wichtigsten Risikofaktoren?

„Unregulierter Bluthochdruck ist für das Auftreten von mehr als 70% der Schlaganfälle verantwortlich und ein wichtiger Risikofaktor ist sicherlich das Vorhandensein von Komorbiditäten, vor allem die Zuckerkrankheit wegen ihrer bekannter Nebenwirkungen auf die Blutgefä´ße. Es ist bekannt, dass Diabetiker fünfmal häufiger einen Herzinfarkt, einen plötzlichen Tod und einen Schlaganfall erleiden. Herzkrankheiten sind ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor, sowie Stoffwechselstörungen, Fettleibigkeit, Störung des Lipidstatus, unzureichende körperliche Aktivität, Stress. Die meisten diesen Faktoren können wir beeinflussen und darin spiegelt sich die Rolle und Bedeutung der Prävention wider”, betont unsere Gesprächspartnerin und weist weiter darauf hin, dass der Primärprevention eine Schlüsselstelle bei der Vorbeugung des Auftretrens zerebrovaskulärer Erkrankungen bei Patienten mit einem oder mehreren Risikofaktoren zukommt.

Die Kontolle von Bluthochdruck oder Diabetes, Aufmerksamkeit bei Herzrhythmusstörungen, die Kontrolle der Durchgängigkeit der Halsschlagadern sind einige Elemente des präventiven Schutzes vor Schlaganfall. Von großer Bedeutung ist auch die Gesundheitsbildung und die Einführung eines gesunden Lebensstils, aber auch die Erhöhung des Bewusstseins über die Wichtigkeit des verantwortungsvollen Verhaltens der Patienten bzw. die regelmäßige Einnahme der Therapie gegen chronische Krankheiten, ärztliche Kontrolluntersuchungen, Befolgen der ärztlichen Ratschläge. Wir sollen also alles tun, was wir können, um das Auftreten zerebrovaskulärer Erkrankungen und deren Komplikationen vorzubeugen.

Die Behandung wie in den am weitesten entwickelten Ländern

In Serbien werden die modernsten Therapieverfahren bei der Behandlung des Schlaganfalls durchgeführt, und der akute Schlaganfall wird nach dem ersten Dringlichkeitsgrad behandelt, wobei er einem Trauma gleichgesetzt wird. Die erste Schlaganfalleinheit mit einem hochspezialisierten Team aus Ärzten und Pflegekräften wurde in Serbien 2005 in der Abteilung für Notfallneurologie UKS eröffnet, wo den Patienten die modernsten diagnostischen und therapeutischen Verfahen geboten werden und die als Vorbild für die Eröffnung weiterer ähnlicher Einheiten in Serbien diente.

„Moderne sogenannte neue orale Antikoagulanzien (NOAK) wie Rivaroxaban spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung von Thrombose und thromboembolischen Komplikationen. Damit meine ich vor allem an ihren Einsatz bei Patienten, die sich den orthopädischen chirurgischen Eingriffen zum Hüft- oder Kniegelenkersatz unterziehen, sowie bei Patienten mit bestimmten Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, die ein hohes Schlaganfallrisiko tragen. Der Vorteil dieser Medikamente spiegelt sich in der Tatsache wider, dass sie ihre Wirksamkeit mit einer für die Patienten viel akzeptablerer Art der Anwendung entfalten, weil sie in festen Dosen verabreicht werden und keine routinemäßige Gerinnungsüberwachung erfordern. Das erwähnte Rivaroxaban ist im Vergleich zum alten oralen Antikoagulans Warfarin deutlich sicherer, weil es viel seltener zur intrakraniellen Blutung als unerwünschter Wirkung führt, die wir bei der Anwendung einer Antikoagulationstherapie am meisten fürchten”, sagt Dr. Danijela Stanišić Srdić von Hemofarm.